Studie warnt vor Gluten-Diät: Wer grundlos auf Gluten verzichtet, schadet seinem Körper

Für die Herzgesundheit bringt glutenfreie Kost keine Vorteile

Keine Nudeln, kein Brot, keine Pizza. Darauf muss man verzichten, wenn man sich Gluten-frei ernährt. Und immer mehr Menschen machen das, obwohl sie gar keine Allergie dagegen haben. Denn nur ungefähr ein Prozent der Bevölkerung leidet tatsächlich an der so genannten "Zöliakie". Eine Studie aus dem Jahr 2017 behauptet: Wer grundlos auf Gluten verzichtet, schade seinem Körper sogar.

Aus den Glutenfreien Produkten wurde eine regelrechte Diät-Euphorie

"Das Ganze ist mal von einigen Ernährungsbüchern ausgerufen worden", erklärt Gastroenterologe Dr. Holger Seidl. "Da war ja auch die Diskussion: Macht Gluten dick? Das sind alles so unbestätigte Dinge, die sich in den Menschen festsetzen." So wurde aus den glutenfreien Produkten ein regelrechter Diättrend. "Ich glaube, dass ist sehr stark übertrieben und wir müssen sehr vorsichtig sein", fügt Seidl hinzu.

Gluten kommt in vielen Getreidesorten vor. Im Teig sorgt das Klebereiweiß zum Beispiel dafür, dass Gebäck saftig ist und die Form behält. Schädlich ist es für Menschen, die an einer Zöliakie leiden, also einer Gluten-Unverträglichkeit. Von kleinsten Mengen bekommen sie schwere Darmentzündungen - auch Blutarmut, Blähungen oder Osteoporose können die Folgen sein. Häufiger ist die weniger schwere Gluten-Unverträglichkeit, bei der das schwer verdauliche Gluten den Patienten Beschwerden macht. Doch die meisten von uns vertragen Gluten problemlos. Trotzdem sind so viele Menschen unsicher, was glutenhaltige Lebensmittel betrifft und verzichten oft ganz darauf. Für die Herzgesundheit bringt glutenfreie Kost jedoch keine Vorteile, zeigt jetzt eine neue US-Studie, die im "British Medical Journal" veröffentlicht wurde. Die Studie bringt aber auch keinen Beweis, dass eine freiwillig glutenfreie Ernährung von Nachteil ist – sofern man sich vollwertig und nicht nur von glutenfreien Industrieprodukten ernährt. 

Wer aus Angst vor Gluten auf Vollkornprodukte verzichtet, verzichtet auch auf schützende Effekte

Zusammen mit Benjamin Lebwohl vom Zöliakie-Zentrum der Columbia University in New York und Kollegen hat Gastroenterologe und Mitautor Andrew Chan von der Harvard School of Medicine Material zweier US-Langzeitstudien ausgewertet: Von 1986 bis 2010 waren dafür alle vier Jahre vielfältige Ernährungs- und Gesundheitsdaten von 110 000 Amerikanern gesammelt worden. Dafür teilten sie gesunde, nicht an Gluten-Unverträglichkeit leidende Teilnehmer nach deren Gluten-Konsum in fünf Gruppen ein. "Sogar in der Gruppe mit dem niedrigsten Gluten-Konsum gab es dieselben Raten an koronarer Herzerkrankung wie in der Gruppe mit dem höchsten Konsum», so Andrew Chan. "Gluten ist selbstverständlich schädlich für Menschen mit Zöliakie", betont Autor Benjamin Lebwohl. Aber durch populäre Diätbücher glaubten viele Menschen, dass eine Gluten-arme Diät für jeden gesund sei", fügt Lebwohl hinzu. "Gluten selbst ist kein essenzieller Nährstoff. Der wäre verzichtbar. Aber: Gluten ist in faktisch allen Vollkornprodukten enthalten. Menschen ohne Vollkornprodukte haben dann einen Mangel an Ballaststoffen, an wichtigen Vitaminen und das führt tatsächlich zu Gesundheitsproblemen", behauptet der Gastroenterologe. Wer also aus Angst vor Gluten auf Vollkornprodukte verzichte, verzichte auch auf deren schützenden Effekt vor Herzerkrankungen. 

Mittlerweile haben gerade in Europa viele Hersteller ihre glutenfreien Produkte angepasst und es ist leichter, sich glutenfrei und vollwertig zu ernähren. Aber es ist wichtig zu wissen, was ein Verzicht auf Vollkornprodukte auslösen kann. Das Beste ist bei jeder Ernährungsform und auch für Zöliakie-Patienten, so viel wie möglich auf Vollkornprodukte zu setzen und möglichst viele unverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren.

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